Zu Beginn meiner Volontärzeit als junger Reporter wurde ich zu einer Briefmarken-Auktion geschickt - gerade ich, der niemals zuvor auch nur einen Fuß über die Schwelle eines Auktionshauses gesetzt hatte.
Ich war ziemlich verwirrt, doch mir fiel sofort ein junger Mann auf, der gelassen alles anschaute und sich eifrig Notizen machte. Zunächst hielt ich Ihn für einen Kollegen und ich fragte ihn: "Bild-Zeitung?" "Nein, Kommissionär!", kam promt die Antwort. Nun stand ich da wie 'Pik 7'. Er bemerkte wohl meine Unsicherheit und bot sich an, mir ein wenig zur Seite zu stehen.
Wir betrachteten uns mehrere Briefmarkensammlungen und eine gefiel mir, so fragte ich ihn, der sich wohl besser auskannte: "Wie ist diese Sammlung angesetzt?" "Mit einhundert Mark, aber Sie müssen mir ein Limit geben!" 'Ein Limit,... ein Limit,...' überlegte ich kurz, wußte aber nicht was das ist. Ich spielte, um mir nicht noch mehr Blöße zu geben, den Überlegenen und tat nun so, als ob ich jede Menge Limits zu Hause herumliegen hätte und nur im Moment keines in meiner Jackentasche steckte. "Ich brauche ein Limit" ,wiederholte er und da ich immer noch nicht schlauer war, sagte ich Ihm einfach, daß mir die Sammlung zu teuer sei.
Wenig später trat ein Angestellter auf mich zu, der mich als Neuling erkannte und erklärte mir kurz, daß sich vorne beim Auktionatorenpult noch weitere wertvolle Einzellose befänden. Ich war nahe daran ihn zu fragen, warum es hier Lose gibt und wann denn die Tombola stattfände zum Glück tat ich es nicht.
Kurze Zeit später, nach der Besichtigung, sollte die eigentliche Auktion beginnen. Mir graute vor meiner Arbeit, denn auf meinem Notizblock standen bisher nur drei Worte, die für mich keinen Sinn ergaben, 'Kommissionär, Limit mitbringen und Tombola-Lose' wie sollte daraus nur eine gute Story werden?
Die Auktion begann in der vordersten Reihe erspähte ich meinen Kommissionär - ich selbst bekam nur noch ganz hinten einen Platz. Ein Angestellter fragte mich nach Namen und Adresse und gab mir ein weißes Kärtchen mit der Nummer '313'. Der Auktionator begann nun die verschiedenen Auktionsstücke anzupreisen und schon ging es Los: "... zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten, für 16.000,— Mark an Bieter 10, ... für 5.000,— Mark an Bieter 503", usw..
Ich schaute mich nach den Käufern um, als ich im Eingang einen alten Freund entdeckte, den ich seit der Schule nicht mehr gesehen hatte. Da er mich nicht gleich erkannte, winkte ich Ihm mit meinem Kärtchen zu und schon war es passiert ich hörte nur noch die Worte des Auktionators: "...zum Dritten für dreihundert Mark an Bieter 313 ich gratuliere, ein guter Kauf!" nun war ich stolzer Besitzer einer Briefmarkensammlung. Später, bei einem Bier, weihte mich mein Freund in das Auktionsgeschehen ein und kaufte mir auch die irrtümlich ersteigerte Sammlung wieder ab. Das leere Album habe ich zur Erinnerung behalten. Und, Dank meines Freundes Hilfe wurde die Story ein voller Erfolg.
Mittwoch, 23. Juli 2008
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